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Kultur und Kirche - Teil 2

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Johannes Otzen hat sie 28jährig im neugotischen Stil erbaut, geweiht wurde unser schönes Gotteshaus im Jahr 1873, die Geschichte ist, zurückhaltend formuliert: wechselhaft, wirksam preussisch noch im wilhelminischen Zeitalter, dann Garnisonskirche, in der Nazizeit fand dort eine Massenhochzeit von Angestellten der Firma Reemtsma im Zeichen des Hakenkreuzes statt, eines der martialischen und kritikfreien Kriegerdenkmäler für die gefallenen Soldaten des ersten großen Krieges wurde auf der Grünfläche nebenan errichtet. Pastor Ulrich Hentschel initiierte einen künstlerischen Gegenkommentar, die dazu errichteten Steelen von Rainer Tiedje, die das ursprüngliche Kriegerdenkmal umgeben, zeigen die Kriegsakteure als ausgemergelte, vom Leid gezeichnete Gestalten.
Nachdem die Kirche durch einen Brand 1994 - ein Lehrling hatte Feuer gelegt - schwer beschädigt worden war, musste die Orgel ersetzt werden. Vier Jahre später konnte die neue Orgel der Schweizer Firma Kuhn geweiht werden, ein im Norden einzigartiges Instrument, das insbesondere für die Aufführung spätromantischer französische Orgelliteratur geschaffen wurde und in der Tradition der Orgelbaukunst von Aristide Cavallié-Coll steht, der u.a. die Orgel im Pariser Trocadero erbaut hat.  
Auch fast alle Kirchenfenster wurden zerstört. Prof. Eun Nim Ro, eine renommierte Künstlerin, die in Hamburg lehrte, wurde mit der Neugestaltung der Fenster beauftragt. Das Ergebnis ist umstritten, bringt aber jedenfalls ein charakteristisch helles, freundliches Licht in die Kirche.
Das Architekturbüro plant unter der Federführung von Joachim Reinig wurde mit der Restaurierung der Kirche beauftragt und hat, anders als frühere Umbau- und Restaurierungkonzepte, das Kircheninnere wieder sehr nah an die Ursprungsidee von Johannes Otzen gebracht.   

Mit Pastor Ulrich Hentschel ist der eine Name der Gründungsgeneration der Kulturkirche Altona genannt. Der zweite Protagonist ist Jürgen Franzke. Geschäftsführer der Kulturkirche Altona GmbH, er führt die Unternehmensgruppe Behrens & Kauffmann und ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Benno und Inge Behrens-Stiftung und Vorstandsvorsitzender der Hans-Kauffmann-Stiftung. Der hat die Konstruktion „Kulturkirche Altona“ ein „glückliches Zusammenspiel“ genannt. Die Gemeinde kam aus allen Vorzügen der beschriebenen Gegebenheiten und geriet gleichzeitig in die Notwendigkeit, in den finanziell schwierigen 90er Jahren eine nachhaltige Nutzung der Kirche zu entwerfen. Jürgen Franzke sagt in der grundlegenden Publikation „...auf dass mein Haus voll werde  Kirche öffnen – Profil gestalten“ Lutherische Verlagsgesellschaft Kiel 2012, die hier auch ausliegt: „Die Konstruktion der Kulturkirche Altona scheint einzigartig zu sein, ich kenne jedenfalls kein vergleichbares  Projekt. Günstige Faktoren trafen hier aufeinander: ein schönes Kirchengebäude, eine aufgeschlossene Gemeinde, die Beteiligung von Stiftungen und ein professionelles Kulturmanagement.

Die Kulturkirche Altona GmbH ist ein Unternehmen, das wirtschaftlich arbeitet und gleichzeitig der Stadtkultur in Hamburg nützt. Als Kooperationspartner der Kirchengemeinde Altona-Ost vermietet diese Unternehmen das Gebäude der St. Johannis-Kirche zu kulturellen und kommerziellen Zwecken. Über die kommerziellen Vermietungen werden Einnahmen erzielt, die die zum Unterhalt des Gebäudes beitragen sollen. Gleichzeitig können dadurch kulturelle Veranstaltungen ermöglicht werden,die sonst draussen vor der Tür bleiben müssten...
Die Kirche bleibt an bestimmten Sonn- und Feiertagen der Ort des Gottesdienstes, der Kirchenmusik und anderer Gemeindeveranstaltungen.
Das prägt den Raum. Gleichzeitig zieht eine Welt in die Kirche ein, über die sonst nur geredet wird. Tanzveranstaltungen und Betriebsfeiern, Modenschauen und Popkonzerte hinterlassen ihre Aura, ihre Spuren. 

Ilse Rüttgerodt-Riechmann, ist Kunsthistorikerin und arbeitet seit zweieinhalb Jahrzehnten im Kirchenvorstand, in ihrem Berufsleben war sie im Denkmalschutzamt Hamburg tätig. Sie ist eine weitere Protagonistin des Prozesses, der zu dem Modell Kulturkirche geführt hat. Sie schreibt:

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