headder gemeinde

Dass er mir das Herze labe, wenn ich krank und traurig bin

03.12.2023

Predigt von Pastor Michael Schirmer in St. Johannis Altona.

Lukas 1: Der Lobgesang der Maria

46 Und Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn, 47 und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes; 48 denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder. 49 Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und dessen Name heilig ist. 50 Und seine Barmherzigkeit währet für und für bei denen, die ihn fürchten. 51 Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.

Ball des Gehorsams

Wenn wir wirklich Freude an dir hätten, O, Herr,
könnten wir dem Bedürfnis zu tanzen nicht widerstehen
Um gut tanzen zu können
braucht man nicht zu wissen, wohin der Tanz führt.
Man muss ihm nur folgen,
darauf gestimmt sein, schwerelos sein.
Und vor allem: man darf sich nicht versteifen,
sondern ganz mit dir eins sein – und lebendig pulsierend
einschwingen in den Takt des Orchesters,
den du auf uns überträgst.
Wir haben so oft die Musik deines Geistes vergessen,
wir vergessen, dass es monoton und langweilig
nur für grämliche Seelen zugeht,
die als Mauerblümchen sitzen am Rand
des fröhlichen Balls deiner Liebe.
Lehre uns, jeden Tag die Umstände unseres
Menschseins anzuziehen wie ein Ballkleid.
Gib, dass wir unser Dasein leben
nicht wie ein Schachspiel, bei dem alles berechnet ist,
nicht wie einen Lehrsatz, bei dem wir uns den Kopf zerbrechen,
sondern wie ein Fest ohne Ende,
bei dem man dir immer wieder begegnet,
wie einen Ball, wie einen Tanz,
in den Armen deiner Gnade,
zu der Musik allumfassender Liebe.
Literatur: Madeleine Delbrêl: „Deine Augen in unseren Augen – Die Mystik der Leute von der Straße“. Herausgegeben von Annette Schleinzer, Verlag Neue Stadt, München/Zürich/Wien, 2015.

Was mir heilig ist

Dass ich dir ausgerechnet aus Israel schreibe, dem Gelobten Land, ist kein Zufall.Seit ich hier bin, denke ich noch mehr als sonst schon in diesem Jahr darüber nach, was mir heilig ist. Woran ich glaube. Was meine Werte sind. Dagegen kann man sich gar nicht wehren: Dieses Land nötigt jeden zu einer Grundsatzdebatte mit sich selbst. Wenn du im Bus sitzt und links geht es nach Bethlehem und rechts zum See Genezareth, bist du so sehr mitten im Großen ganzen, an der Quelle, bei den Fundamenten von Glaube, Liebe, Hoffnung & Menschsein, dass du nicht unberührt bleibst, nicht mal ich. Ich bin nicht religiös und finde das gelegentlich schade. Es muss toll sein, so eine Instanz im Leben zu haben, denke ich oft, so einen großen Trost, eine tiefe Geborgenheit. So stelle ich mir das zumindest vor, aber hier redet eine Blinde von den Farben. Wobei: Ich heule in Kirchen, immer. Setz mich ins Weihnachtsoratorium und ich krieg mich überhaupt nicht mehr ein. Da ist also irgendwo ein Bedürfnis oder zumindest eine Empfänglichkeit. Woran ich also glaube? An ein Leben vor dem Tod. An Empathie, Aufmerksamkeit füreinander. Sagen & Fragen. Dass es immer und immer und immer wieder darum geht, sich einander mitzuteilen und den anderen verstehen zu wollen. Du hast irgendwann mal geschrieben: „Mir und den Menschen, die mir wichtig sind, wurde immer geholfen–das kann ich nicht immer direkt zurückgeben. Aber streuen. “Daran glaube ich auch, an random acts of kindness, an sinnlose Freundlichkeit, die keine Gegenleistung erwartet. Ich glaube, die wirkt: viral, ihrerseits ansteckend. Ich glaube, dass sich ein Leben daran misst, wozu man Ja und wozu man Nein sagt.
Meike Winnemuth aus Kalenderblatt „Der andere Advent“ 15.12.21

Herz und Mund und Tat und Leben BWV 147

Erster Teil
Herz und Mund und Tat und Leben
Muss von Christo Zeugnis geben
Ohne Furcht und Heuchelei,
Dass er Gott und Heiland sei.

Gebenedeiter Mund!
Maria macht ihr Innerstes der Seelen
Durch Dank und Rühmen kund;
Sie fänget bei sich an,
Des Heilands Wunder zu erzählen,
Was er an ihr als seiner Magd getan.
O menschliches Geschlecht,
Des Satans und der Sünden Knecht,
Du bist befreit
Durch Christi tröstendes Erscheinen
Von dieser Last und Dienstbarkeit!
Jedoch dein Mund und dein verstockt Gemüte
Verschweigt, verleugnet solche Güte;
Doch wisse, dass dich nach der Schrift
Ein allzuscharfes Urteil trifft!

Schäme dich, o Seele, nicht,
Deinen Heiland zu bekennen,
Soll er dich die seine nennen
Vor des Vaters Angesicht!
Doch wer ihn auf dieser Erden
Zu verleugnen sich nicht scheut,
Soll von ihm verleugnet werden,
Wenn er kommt zur Herrlichkeit.

Verstockung kann Gewaltige verblenden,
Bis sie des Höchsten Arm vom Stuhle stößt;
Doch dieser Arm erhebt,
Obschon vor ihm der Erde Kreis erbebt,
Hingegen die Elenden,
So er erlöst.
O hochbeglückte Christen,
Auf, machet euch bereit,
Itzt ist die angenehme Zeit,
Itzt ist der Tag des Heils: der Heiland heißt
Euch Leib und Geist
Mit Glaubensgaben rüsten,
Auf, ruft zu ihm in brünstigem Verlangen,
Um ihn im Glauben zu empfangen!

Bereite dir, Jesu, noch itzo die Bahn,
Mein Heiland, erwähle
Die gläubende Seele
Und siehe mit Augen der Gnade mich an!

Wohl mir, dass ich Jesum habe,
O wie feste halt ich ihn,
Dass er mir mein Herze labe,
Wenn ich krank und traurig bin.
Jesum hab ich, der mich liebet
Und sich mir zu eigen gibet;
Ach drum lass ich Jesum nicht,
Wenn mir gleich mein Herze bricht.

Zweiter Teil
Hilf, Jesu, hilf, dass ich auch dich bekenne
In Wohl und Weh, in Freud und Leid,
Dass ich dich meinen Heiland nenne
Im Glauben und Gelassenheit,
Dass stets mein Herz von deiner Liebe brenne.

Der höchsten Allmacht Wunderhand
Wirkt im Verborgenen der Erden.
Johannes muss mit Geist erfüllet werden,
Ihn zieht der Liebe Band
Bereits in seiner Mutter Leibe,
Dass er den Heiland kennt,
Ob er ihn gleich noch nicht
Mit seinem Munde nennt,
Er wird bewegt, er hüpft und springet,
Indem Elisabeth das Wunderwerk ausspricht,
Indem Mariae Mund der Lippen Opfer bringet.
Wenn ihr, o Gläubige, des Fleisches Schwachheit merkt
Wenn euer Herz in Liebe brennet,
Und doch der Mund den Heiland nicht bekennet,
Gott ist es, der euch kräftig stärkt,
Er will in euch des Geistes Kraft erregen,
Ja Dank und Preis auf eure Zunge legen.

Ich will von Jesu Wundern singen
Und ihm der Lippen Opfer bringen,
Er wird nach seiner Liebe Bund
Das schwache Fleisch, den irdischen Mund
Durch heilges Feuer kräftig zwingen.

Jesus bleibet meine Freude,
Meines Herzens Trost und Saft,
Jesus wehret allem Leide,
Er ist meines Lebens Kraft,
Meiner Augen Lust und Sonne,
Meiner Seele Schatz und Wonne;
Darum lass ich Jesum nicht
Aus dem Herzen und Gesicht.

Kantate

J. S. Bach - Cantata BWV 147 "Herz und Mund und Tat und Leben" (J.S. Bach Foundation)

Predigt von Pastor Michael Schirmer zum Anhören

Kontakt

Pastor Michael Schirmer
Telefon: 040 - 4320 0136
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