Von Fischen und Angeln

04.02.2018
Darclê Susan Westphal Cunha leitet das Projeto Dorcas in Almirante Tamandaré in Brasilien, ein Kinderprojekt, das die Gemeinde Altona-Ost seit der Brasilienreise von Orchester und Chor der Friedenskirche im Jahr 2014 unterstützt.

Wie bereits im vergangenen Jahr berichtet Darclê im Gottesdienst von ihrer Arbeit im Projekt. Diesmal hat sie einen Film mitgebracht und den Protagonisten gleich dazu: Adriano Trarbach, 16 Jahre alt, seit Januar Stipendiat und Austauschschüler in Winsen, musikalisches Ausnahmetalent und ein echtes „Dorcas-Kind“. Er spielt im Gottesdienst Altblockflöte, Stücke von Telemann und Bach, und erzählt der Gemeinde, wie es dazu gekommen ist.

„Adrianos Erfolgsgeschichte hilft dem Projekt“, erklärt mir Darclê später. „Sein Fall hat sich herumgesprochen, und die Menschen fangen an zu verstehen, dass wir anders arbeiten, einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen. Wir schaffen das Bewusstsein, dass Hilfe nicht darin besteht, zu bedauern und Geld zu spenden. Von dem Fisch, den wir heute verteilen, wird das Viertel satt, mit dem Wissen, wie man angelt, werden sie immer zu essen haben. Nach diesem Prinzip gehen wir vor. Es dauert, bis die Familien davon profitieren, aber es passiert etwas. Wir hoffen, dass der Wunsch nach Verbesserung in den Menschen entsteht, wir wollen ihnen Nichts aufdrängen. Sie müssen es selber wollen und den Sinn darin sehen, dann kann Veränderung nachhaltig sein.

Langsam bekommen wir auch die Anerkennung der Behörden. Unsere Arbeit wird endlich gesehen. Aber es gibt noch viele Kinder wie Adriano mit immensem Potenzial, die gefördert werden müssen. Seit diesem Jahr erhalten wir erstmals staatliche Nahrungsrationen für die Kinder: Fleisch, Milch, Gemüse. Es hat sieben Jahre gedauert und unendliche Anträge, Anhörungen und Diskussionen gekostet, bis wir das erreicht haben. Es gibt noch viel zu tun und ich müsste mich noch intensiver um die politische Arbeit kümmern, um Dinge schneller zu erreichen. Manchmal zweifle ich, ob das zu schaffen ist.

Und dann sehe ich Adriano Flöte spielend hier im Gottesdienst und habe einen dicken Kloß im Hals. Es ist fantastisch! Ich sehe Gottes Hand in allem, was wir tun. Das berührt mich sehr, und dann weiß ich, dass es zu schaffen ist.“

Beeindruckt von der Kraft und den Visionen dieser bemerkenswerten Frau freue ich mich darüber, dass die Unterstützung dieses Projektes auch eine Herzensangelegenheit unserer Gemeinde ist.

Bildunterschrift: Beim Besuch der Familienkirche im Februar 2018, von links: Sirlei Herpich [Assistenz der Leitung], Henrique Zimpel Santos [Sportlehrer des Projekts], Darclê Susan Westphal Cunha [Projektleitung]

Link zum Film: Projeto Dorcas featuring Adriano

Text und Foto: Heike Eberle

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