Dankesrede an Ehrenamtliche
Liebe Ehrenamtliche,
Meister Eckhart, ein Mystiker aus dem Mittelalter, den ich sehr schätze, hat einmal gesagt: „Wäre das Wort „Danke“ das einzige Gebet, das Du je sprichst, so würde es genügen.“ So wie uns im Kirchenjahr das Erntedankfest einmal im Jahr verdeutlicht, dass wir von den Gaben Gottes leben, so steht dieses Ehrenamtsfest dafür, dass wir als Kirchengemeinde Altona-Ost nicht ohne euch leben könnten. Wir wären schlicht nicht funktionsfähig.
Wir erleben einen JAZZ-Gottesdienst. Du, lieber Michael, hast dieses Format ins Leben gerufen, und wir erleben, wieviel Resonanz es auf dieses Format gibt. Vielleicht, weil es einen Altona-Ost-Nerv trifft. Denn Jazz ist auch ein wunderbares Beispiel für das, was wir als Gemeinde Altona-Ost leben: Es gibt nicht die eine Melodie, aber es gibt Melodien, die wiederkehren, und jede Menge Raum für Improvisation. Jede Musikerin, jeder Musiker bringt ihre eigene Note, seinen eigenen Stil ein, und zusammen entsteht etwas Einzigartiges, etwas, das – und das ist beim Jazz wichtig! - nur in diesem einen Moment geschieht und genauso nie wieder gespielt werden kann.
So ist es auch mit dir und deinem Engagement als ehrenamtliche Person in unserer Gemeinde. Du bringst deine eigene Stimme, deine Anfragen, dein Lachen, deine Gaben in den Gesamtklang Altona-Ost mit ein. Du bringst das ein, was es so nur einmal gibt. Und davon leben wir als Gemeinde. Was wäre das für ein Altona-Ost-Sound? Viele Töne, Harmonien, Dissonanzen, Rhythmen hätte dieser Sound. Und die Person, die ein Altona-Ost Jazz-Stück zu komponieren hätte, müsste eine Tour an die unterschiedlichen Wirkungsstätten der Gemeinde unternehmen, um den vielfältigen Sounds auf die Spur zu kommen: Vielleicht würde die Person direkt bei den explizit musikalischen Gruppen beginnen: Bei der BlechBande, dem Kinderchor altönchen, dem Chor der Friedenskirche, dem Kammerorchester Sankt Pauli und dem Chor St. Johannis. Lustige Einsingübungen wären zu hören, ernste hochkarätige polyphone Stücke, schön kitschige Segenslieder, und an gemeinschaftlichen Abenden kämen die Gläser zum Klingen.
Eine eigene Fanfare wären die Feste, weil sie so viele Menschen im Quartier erreichen: Das Brunnifest, das Sommerfest an der Kirche der Stille, der Bücherbasar und - in diesem Jahr das zweite Mal neu dazugekommen - das Straßenfest an der Johanniskirche. Der Sound der Vorbereitungstreffen wäre leiser und konzentriert: An was müssen wir alles denken? Wer macht was? Und dann, kurz vorher, steigt die melodische Spannungskurve: Wie wird das Wetter? Und schließlich der ruhige, ausatmende Akkord, wenn das Fest gut war und die Vorbereitungsgruppe noch für einen Moment zusammensteht.
Lebhafte und fröhliche Klänge von Percussioninstrumenten kämen aus dem Arbeitsbereich mit Kindern, etwa bei den Krippenspielproben oder der Familienkirche, die für den „Schlag“ der Musik sorgen, der die Gesamtmelodie zusammenhält und belebt, die Melodie würde übergehen in einen weichen Klang bei der Gute-Nacht-Kirche, denn auch Kinder können und möchten auch mal leise sein, und die Melodie könnte einen Sprung machen zu der Arbeit mit den älteren Menschen in der Gemeinde: den Friedensengeln, ein weicher, erfahrungsgesättigter und sehnsüchtiger Klang eines Saxophons zum Beispiel. Auch hier ehrenamtliche Vorbereitung: Was singen wir? Wer hatte Geburtstag? Ist für alle gedeckt?
Ein wirklich fetter Sound käme aus der Jugend, weil ich es bemerkenswert finde, wie viele Jugendliche und junge Erwachsene sich bei uns engagieren: als Trainees, Teamer:innen in der Konfi-Arbeit oder im Betreuungsteam für das Zeltlager, das jetzt gerade 18 Kindern zwei erlebnisreiche und schöne Sommerferienwochen ermöglicht hat. Auch andere Sommerlager werden von jungen Menschen aus unserer Gemeinde geleitet. Von Sylt bis Usedom. Mich macht das richtig froh und stolz. Laute, spontane, übermütige Soloparts wären bei diesem Sound dabei, genauso wie unkonventionelle, leise, nachdenkliche Melodien: Denn ihr bringt so viel Humor ein in unser Zusammenspiel und gleichzeitig unbequeme Fragen. Im Jazz ist ja nicht alles schön rund.
Daran anschließen könnte sich der Klang der Beraterinnen und Berater, die jeden Sonntag im Gemeindehaus hier gegenüber Seelsorge anbieten. Für Seelsorge brauche ich Zeit, ein echtes Interesse an meinem Gegenüber und Verlässlichkeit. Daraus wäre die Beratungsmelodie gespeist. Vielleicht mit einer Klarinette? Einen ruhigen Klangteppich hätten die Kirchenhüterinnen und Kirchenhüter zu bieten, die verlässlich die Kirche der Stille an jedem Wochentag offen halten, und die Kirchenhüter, die immerhin einmal wöchentlich die beiden anderen Kirchen öffnen für Besucherinnen und Besucher, oft sind es Touristen von nah und fern. Einen Sound aus der Ferne, nämlich die Fröhlichkeit und Sinnlichkeit aus Südamerika käme von der Dorcasgruppe, der Gruppe, die in einem lebhaften und persönlichen Kontakt unser Partnerprojekt in Brasilien unterstützt: mit dem Spendenlauf und den Caipiständen im Sommer, Konzerten und dem Adventsbasar im Winter.
Laut und klar wie eine Trompete wäre die Gruppe der Lektorinnen und Lektoren. Das braucht Übung, an den Schulungsabenden und zuhause. Diesen Klang nehmen die Gastpredigenden und die Prädikantin an der Friedenskirche auf und geben ihren persönlichen Klang als response auf den Text. Vorher bewegen sie den Text in ihrem Herzen.
Bei der Arbeit des Kirchengemeinderats, da bräuchte es die gesamte Klaviatur. So umfassend und vielseitig ist die Bandbreite der Verantwortung, dass auch mir nach 15 Jahren im Beruf oft die Ohren schlackern. Von Finanzen über Bau und Personal bis zur Öffentlichkeitsarbeit. Als Klang gäbe es das Staccato-Tackern beim Verfassen von Ausschussprotokollen und Doodle- Umfragen, melodische hohe Töne, wenn eine gute Idee aufblitzt und Gedankenpausen bei klugen und ernsten Diskussionen. Es gäbe auch hier den Klang vom Lachen, der Gott sei Dank dann und wann in jeden Arbeitsbereich zu hören ist. (Es gäbe übrigens auch ein Summen zu hören, von den Bienen im St. Johannisgarten.)
„Wäre das Wort „Danke“ das einzige Gebet, das Du je sprichst, so würde es genügen“, sagt Meister Eckhardt. Wäre das Wort „Danke“ das einzige Wort, das du im Umgang mit Ehrenamtlichen je sprichst, so würde es genügen? Nein. Im Umgang mit Menschen reicht ein Danke nicht, auch ein Ehrenamtsfest reicht nicht. Es lässt sich leichter ehrenamtlich arbeiten, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, an denen arbeiten wir, justieren immer wieder neu aus, bei knapper werdenden Ressourcen. Ihr kennt das. Das wichtigste am Ende des Tages bleibt die Frage, die über diesem Tag steht „Was treibt dich an?“ Und diese Triebkraft erlebe ich in unserer Gemeinde ganz stark. So wie etwa bei der Flucht AG, die in diesem Jahr bereits 4 Kirchenasyle erfolgreich begleitet hat. Nicht für irgendjemanden in der Gemeinde, sondern für die Sache und für die Menschen in humanitärer Not. Vor dem Hintergrund dieser eurer Kräfte, dieser eurer Klänge und Sounds bleibt mir für heute tatsächlich nur ein Wort: Danke!
Kontakt
Pastor Dr. Lennart Berndt
Telefon: 040 - 430 0431
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