Das jüngste Gericht

07.07.2024

Predigt von Pastor Michael Schirmer in St. Johannis Altona.

Die Lesung steht bei Matthäus im 25. Kapitel: Vom Weltgericht

31 Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sich setzen auf den Thron seiner Herrlichkeit, 32 und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, 33 und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken. 34 Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! 35 Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. 36 Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen. 37 Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben? Oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? 38 Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen? Oder nackt und haben dich gekleidet? 39 Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? 40 Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. 41 Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! 42 Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir nicht zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. 43 Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis gewesen und ihr habt mich nicht besucht. 44 Dann werden auch sie antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig gesehen oder als Fremden oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient? 45 Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan. 46 Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben.
Worte der Heiligen Schrift

Erlösung wäre pervertiert, fiele das Leiden, das Menschen einander antun und noch antun werden, einfach dem großen Vergessen anheim und erlebten die Menschen die neue, die erlöste Welt so, als ob nie etwas Schreckliches geschehen wäre. Wir kommen in einem Heilsgeschehen nur dann als vernünftige und selbstverantwortliche Personen vor, wird jedermann schonungslos mit seinem bisherigen Leben konfrontiert. Jeder wird insbesondere konfrontiert mit sich als Täter, der anderen Menschen Leid bereitet hat, jeder muss seinen Opfern unter die Augen treten, aber auch den Tätern, die an ihm schuldig geworden sind. Insofern schließt Erlösung so etwas wie einen Gerichtsprozess ein. Wer freilich auf Erlösung hofft, erwartet nicht, dass dieser Gerichtsprozess dazu dient und damit endet, dass die Täter mit Leiden bestraft und sie von einem besseren gemeinsamen Leben für immer ausgeschlossen werden. Vielmehr richtet sich die Erlösungshoffnung darauf, dass die Konfrontation mit der ungeschminkten Wahrheit über sich und ihr Leben die Menschen dazu befreit, sich miteinander zu versöhnen und einander zu vergeben… Wer vom Gericht nicht reden will, sollte von der Erlösung schweigen.
Holm Tetens, Gott denken – ein Versuch über rationale Theologie, S.69 f

„Der christliche Glaube hat nichts in der Hand, womit er sorglose und verruchte Leute besser machen könnte. Er hat schon gar nicht irgendein Instrument in der Hand, das man gegen jemanden in Anwendung bringen kann, um ihn religiös und moralisch unter Druck zu setzen. Und erst recht ist ihm die Instrumentalisierung des göttlichen Willens aus der Hand geschlagen. Wer dennoch mit dem Weltgericht als Druck- und Drohmittel arbeitet, betreibt Gottesvergiftung. Denn der macht aus dem uns gnädigen Gott einen Erpresser… Es wäre ein Ausdruck schrecklicher Gottverlassenheit, wenn der Mensch und seine Welt am Ende nicht von Gott beurteilt, gerichtet würde. Denn dann bliebe alles im Dunkel oder – schlimmer noch – im Zwielicht der Lüge. Ginge die Welt keinem letzten göttlichen Urteil entgegen, dann wäre die Weltgeschichte selbst das Weltgericht. Das hieße, daß am Ende die Mörder über ihre Opfer, die weltgeschichtlichen Siegreichen über die von ihnen Unterdrückten triumphieren würden. „Sein (Christi) Kommen als Weltenrichter bedeutet die Aufrichtung des endgültigen shalom, der Friedensordnung und des Friedensreichs.“ „Das jüngste Gericht ist das therapeutische Ereignis schlechthin.“
Eberhard Jüngel: „Gericht und Gnade“ Vortrag 1995

Predigt von Pastor Michael Schirmer zum Anhören

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Pastor Michael Schirmer
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