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@steffenhallaschka im Gespräch zu Fragen rund um Sterben, Tod und Trauer

Wer bist Du?

Ich heiße Steffen Hallaschka, bin 51 Jahre alt und von Beruf Moderator und Journalist.

Warum beschäftigst Du Dich mit dem Thema Sterben, Tod und Trauer?

Mich begleitet dieses Thema Tod und Sterben schon sehr lange: Mein Vater war herzkrank. Er ist gestorben, als ich 18 Jahre jung war. Und diese Möglichkeit, dass so eine Erkrankung auch zum Tod führen kann, die schwebte immer wie so ein Menetekel über unserem Familienleben. Mich hat das auch in den folgenden Jahren immer wahnsinnig genervt, dass der Tod mich und andere gefühlt im Würgegriff hat, weil er eine wahnsinnige Angst verbreitet. Als ich 50 geworden bin und die Idee zu dieser Serie entstanden ist, da habe ich gemerkt: Ich will mein Verhältnis zum Tod nochmal aufräumen. Ich will überhaupt dem Tod und dem Sterben erstmal auf den Grund gehen und kennenlernen, erfahren, was es damit eigentlich auf sich hat.

Was empfindest Du als das Beste oder Bewegendste in Deinem Beruf?

Das große Privileg an meinem Beruf ist, dass ich mir jeden Tag und jede Woche neue Themen erschließen und neue Menschen kennenlernen darf. Es ist vor allem dann bewegend, wenn ich merke und verspüre, dass meine Arbeit mit den Menschen, die mir ihre Geschichte anvertrauen, auch im Leben dieser Menschen wieder etwas in Bewegung setzt. Das ist letztlich auch bei unserer Serie „Sterben für Anfänger“ so passiert: Für Vanessa, mit der wir gedreht haben und die einige Monate nach den Dreharbeiten verstorben ist, hat dieses öffentlich Machen ihrer eigenen Sterbegeschichte nochmal unheimlich viel Energie freigesetzt. Es war ihr sehr wichtig und ihren Mann Goe begleitet das bis heute. Er ist sehr, sehr dankbar, so hat er uns das immer wieder gesagt, dass er das Thema Endlichkeit, Sterben und Trauer öffentlich machen durfte. Und das freut mich dann, wenn ich mit meiner Tätigkeit auch ein Vehikel sein darf für die Themen anderer Menschen.

Was findest Du schwer oder belastend?

Viele glauben, dass es schwer und belastend ist, Schicksals- und Leidensgeschichten von Menschen zu teilen und tatsächlich ist das nicht immer einfach. Ich hatte auch Schiss davor, im Gespräch mit Sterbenden, im Umgang mit Tod an Punkte zu kommen, die mich überfordern, in denen ich vielleicht einfach die falschen Worte bemühe oder mich ungeschickt benehme. Aber am Ende des Tages ist all das gar nicht so schwer und belastend, sondern ganz oft sehr bereichernd. Gerade dann, wenn man die Tabus sprengt. 

Welche Erkenntnisse für Dich und Dein Leben hast Du aus der Beschäftigung mit dem Thema Tod gewonnen?

Am Ende klingt’s dann ganz banal: Die Erkenntnis, dass auch mein Leben endlich ist. Und mir ein Bild zu machen von der Endlichkeit und dem Sterben, das war für mich total bereichernd. Bei uns in der Serie fällt der Satz, den habe ich mir geliehen, um nicht zu sagen geklaut: „Nur wer erkennt, dass das Leben endlich ist, kann endlich leben!“ Da steckt so viel Wahrheit drin.

Was denkst Du, was unsere Gesellschaft braucht in der Auseinandersetzung mit Sterben, Tod und Trauer?

Ach so vieles brauchen wir, vor allem eine Ehrlichkeit im Umgang mit dem Tod. Wir lügen uns viel in die Tasche: Jeder für sich in dem Glauben, dass es sowas wie eine vollkasko-garantierte Lebenserwartung von 80 Jahren plus gibt. Ist natürlich totaler Quatsch! Auch die Tatsache, dass wir uns mit unseren Liebsten oft nicht über das Sterben unterhalten, nicht darüber, wie wir beigesetzt oder betrauert werden wollen, wie mit uns verfahren werden soll im Falle einer schwerwiegenden Erkrankung, die es vielleicht unmöglich macht, dass wir noch Signale geben, dass wir noch bestimmen über unsere letzten Lebenstage und -wochen. Das ist alles so wahnsinnig dumm eigentlich gemessen an der Alternative auch schon mit unseren Kindern offen darüber zu reden, was am Ende eines jeden Lebens steht: Wir werden alle sterben. Und das ist, wenn man es dann mal ausspricht und damit auseinandersetzt, immer noch schwer zu verstehen, immer noch traurig, aber es verliert seinen Schrecken. Und in diesem Zusammenhang vermisse ich ganz konkret eine Aufklärung zum Beispiel über eine Patientenverfügung, der Vorsorgevollmacht. Diese ganz selbstverständlichen, formalen Dinge, die ein jeder spätestens im Erwachsenenalter für sich und seine Lieben klären sollte. Das ist wahnsinnig schwer, geliefert zu bekommen. Es gibt wahnsinnig wenig Anlaufstellen, die einen da an die Hand nehmen.

Welche Frage würdest Du Dir selber stellen?

Weißt du jetzt, was nach dem Tod kommt? Das war tatsächlich eine Frage, die ich mir für die Arbeit an der Serie „Sterben für Anfänger“ gestellt habe und am Ende war ich ein bisschen enttäuscht, weil ich mir gewünscht habe mehr Zeichen für die Existenz eines Jenseits zu finden und ich habe sie noch nicht gefunden. Jedenfalls nicht so überzeugend, dass ich an der Frage nicht weiterarbeiten werde.

[Interview: Vanessa von der Lieth. Foto: RTL.]

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