Ostergruß

Liebe Nachbar:innen in Altona und auf St. Pauli,

dieses kleine Ensemble hängt über meinem Schreibtisch. Ich schaue oft darauf, auch jetzt während ich schreibe.

Es fasst zusammen, woran ich glaube: Der Weihnachtsschmuck erinnert mich daran, dass Gott Mensch geworden ist, weil er sich vom Leid der Menschen hat bewegen lassen. Und diese Bewegung führte ihn ganz weit nach unten: ans Kreuz und in den Tod. Da hängt er nun, der Mann am Kreuz. Für mich der Inbegriff des solidarischen Gottes. Eines Gottes, der so radikal liebt und so radikal menschlich wird, dass er alle Erfahrungen von Ungerechtigkeit, Gewalt, Krankheit und Tod auf sich nimmt. Das viele sinnlose Leiden: die Krebserkrankung der jungen Familienmutter, den rassistischen Angriff auf eine Pastorin, die gegen Rassismus kämpft, die Gewalt und Kriege dieser Welt. Gott ist im wahrsten Sinne des Wortes nichts Menschliches fremd: keine Angst, kein Abgrund.

Ob es das besser macht? So einfach nicht, aber weniger einsam vielleicht, weil da immer jemand ist, der weiß, wie es ist Mensch zu sein, zu leiden, zu zweifeln oder gar zu verzweifeln. Eine traditionelle Ikone des Auferstandenen hängt auch noch da. Zeichen der Hoffnung, dass Frieden möglich ist in mir und auf der Welt, dass ein Licht aufleuchtet in meiner Dunkelheit und dass Leben sich durchsetzt. In diesen Tagen finde ich das manchmal schwer zu glauben. Trotzdem will ich Ostern feiern und den ganzen Weg gehen: gemeinsames Essen am Gründonnerstag, Verrat und Angst in der Nacht, Tod am Karfreitag, die große Leere am Karsamstag und die Hoffnung am Ostermorgen. Herzliche Einladung sich mit uns auf den Weg zu machen!

Pastorin von der Lieth

Login