Die Freude am Anderen ...

... oder: Was macht eigentlich Annette Reimers-Avenarius?

 Annette Reimers-Avenarius war von 2008 bis 2016 Pastorin in Altona-Ost. Zunächst war sie zuständig für die beiden Kitas der Kirchengemeinde. Später hat sie verstärkt mit Senior*innen gearbeitet. Außerdem hat sie sich um die Erinnerungsarbeit gekümmert und um den Kontakt zur Geschichtswerkstatt in Minsk.

Liebe Annette, du warst acht Jahre lang Pastorin in unserer Gemeinde. Was fällt Dir spontan ein, was Deine liebste Erinnerung ist?

Das Brunnifest war immer etwas Besonderes und die Erfahrung in der Johannis-Kirche zu essen, bei Gottesdiensten oder Festen.

Seit 2016 bist du Ökumenebeauftragte der Nordkirche und Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hamburg (ACK). Was ist das eigentlich Ökumene?

Ich würde sagen Ökumene ist die Freude am Anderen, an dem, was man selber nicht ist.

Was hat Dich an der Aufgabe als Ökumenebeauftragte und Geschäftsführerin der ACK gereizt?

Ich wollte einen anderen Ausschnitt von Kirche kennenlernen. Dabei waren die ersten zwei Jahre wie eine andauernde Fortbildung. Ich habe versucht, mir einen Überblick zu verschaffen: Was gibt es an Christ*innen hier in Hamburg? Was verbindet uns? Wer genau sind die Anderen? Was können wir zusammen machen?

Was sind Deine Aufgaben?

Als Geschäftsführerin der ACK vertrete ich die 35 Kirchen, die hier zusammenarbeiten. Das ist eins der größten ökumenischen Netzwerke in Deutschland. Wir haben einen Veranstaltungskalender ähnlich wie in der Kirchengemeinde: Manches orientiert sich am Kirchenjahr wie der gemeinsame Gottesdienst an Pfingsten und es gibt eigene Feste und Veranstaltungen. Mit der theologischen Kommission bereiten wir jedes Jahr einen Studientag vor. Im September 2019 ging es um das wichtige und schwierige Thema „Geistlicher Missbrauch“. In diesem Jahr wird es um Kirche angesichts der Pandemie gehen.

Das ist einer Deiner Aufgabenbereiche und was machst Du als Ökumenebeauftragte der Nordkirche?

Ich kümmere mich um die gewachsenen Beziehungen der Nordkirche zu anderen Kirchen wie zum Beispiel zur russisch-orthodoxen in St. Petersburg. Wir bereiten gerade einen Fachaustausch zum Thema Gefängnisseelsorge vor. Ich leite den Orthodoxie-Ausschuss, in dem es um die Frage geht: Wie können wir Beziehungen gestalten? Es gibt einen Empfang, bei dem orthodoxe Geistliche, die auf dem Gebiet der Nordkirche tätig sind, eingeladen werden und den Bischöf*innen der Nordkirche begegnen.

Unsere Bischöfin und Du seid dort die einzigen Frauen. Wie ist das für Dich?

In der Ökumene ist es wichtig, vom eigenen Maßstab des Vertrauten absehen zu können. Natürlich habe ich als evangelische Theologin und Pastorin eine andere Position. Aber das muss ich dem Anderen ja nicht überstülpen, sondern ich lerne ihn so kennen wie er ist.

Was macht Dir in Deiner Arbeit am meisten Spaß?

Ich sitze unglaublich gerne mit anderen Menschen zusammen und hecke etwas aus. Am meisten Spaß macht es, wenn daraus dann tatsächlich etwas wird. Zum Beispiel das Jahr der Ökumene 2021/2022, das wir mit einer Reihe von Veranstaltungen feiern. Oder wenn Kirchen auf die ACK zukommen und Mitglied werden möchten und wir uns dann intensiver kennenlernen wie die Neuapostolische Kirche. Mir fällt auch die Reise mit dem Interreligiösen Forum Hamburg nach Israel ein oder der Besuch beim Metropoliten Hieronymus in Athen. Informelle Treffen und gemeinsame Erfahrungen sind für meine Arbeit sehr wichtig.

Vielen Dank für Deine Zeit und den Einblick in Deine Arbeit!

[Text: Vanessa von der Lieth. Foto: Cornelia Avenarius.]

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