Samenkorn-Meditation am Ostermorgen

Am Abend, nachdem Jesus gestorben war, kam ein reicher Mann aus Arimathäa, der hieß Josef und war auch ein Jünger Jesu.

Der ging zu Pilatus und bat um den Leib Jesu. Da befahl Pilatus, man sollte ihm den geben. Und Josef nahm den Leib und wickelte ihn in ein reines Leinentuch und legte ihn in sein eigenes neues Grab, das er in einen Felsen hatte hauen lassen, und wälzte einen großen Stein vor die Tür des Grabes und ging davon.

Wir hatten die Liebe ins Grab gelegt,
dachten, sie wäre uns gestorben – für immer;
tief in dunkler Erde begraben
wie ein Samenkorn im grau-braunen Kleid.

Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt,
Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt.
Liebe lebt auf, die längst erstorben schien:
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Am nächsten Tag, der auf den Rüsttag folgt, versammelten sich die Hohenpriester und die Pharisäer bei Pilatus und sprachen: Herr, wir haben daran gedacht, dass dieser Verführer sprach, als er noch lebte: Nach drei Tagen werde ich auferweckt. Darum befiehl, dass man das Grab bewache bis zum dritten Tag, damit nicht seine Jünger kommen und ihn stehlen und zum Volk sagen: Er ist auferstanden von den Toten, und der letzte Betrug ärger wird als der erste. Pilatus sprach zu ihnen: Da habt ihr die Wache; geht hin und bewacht es, so gut ihr könnt. Sie gingen hin und sicherten das Grab mit der Wache und versiegelten den Stein.

Tage in Dunkelheit. Nächte in Finsternis.
Winterkalte Einsamkeit – Karsamstagszeit.
Doch Tränen durchdringen wie Tau den Erdenschoß.
Weichen auf, was erstarrt schien und tot.

Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab
Wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab.
Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn?
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria Magdalena und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Erscheinung war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee. Die Wachen aber erbebten aus Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot. Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat.

Wie das grau-braune Kleid des Samenkorns zerspringt das Leichentuch.
Die Liebe wächst dem Osterlicht entgegen.
Auferstanden rührt sie uns an
und unsere Winterherzen leben auf. Halleluja!

Im Gestein verloren Gottes Samenkorn,
Unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn –
Hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien:
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt,
Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt.
Liebe lebt auf, die längst erstorben schien:
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Ostern kommt nicht auf Bestellung – nur weil die Passionszeit zu Ende ist und das Datum im Kalender steht. Die drei Tage im Grab können oft genug drei Wochen, drei Monate oder drei Jahre sein.
Der Sämann, der seinen Samen ausbringt, lebt aus einem Vorschuss des Vertrauens. Das graue Korn in seiner Hand lässt aus sich selbst heraus nicht vermuten, dass es wachsen und vielfache, nährende Frucht bringen wird. Seine eigene Erfahrung sowie das Wissen und die Erfahrungen seiner Vorväter und Vormütter gibt dem Sämann das Versprechen, die Zuversicht, dass zumindest ein Teil der Saat aufgeht, wächst und soviel Frucht bringt, dass die Aussaat sich lohnt. Osterglaube in Corona-Zeiten und darüber hinaus braucht das biblische Zeugnis, aber mehr noch den Schatz der Auferstehungserfahrungen unserer Vorväter und Vormütter, unserer Nachbar*innen und Freund*innen. Diese zu hören und weiterzuerzählen gibt mir Zuversicht, damit ich es wage, tief in die Tasche mit Hoffnungs-Samen zu greifen und diese mit entschlossener Hand auszuwerfen.

Matthäus-Evangelium Kapitel 27,57 bis 28,6
Evangelisches Gesangbuch Nummer 98
Gedanken von Claudia Süssenbach

Wir wünschen Ihnen und Euch frohe Ostern mit viel aufkeimender Hoffnung und neuem Lebensmut!
Ihre Kirchengemeinde Altona-Ost

Kontakt

Pastorin Vanessa von der Lieth
Telefon: 040 - 5259 6568
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Offene Kirchen an Ostern

Karfreitag, 2. April

14 bis 16 Uhr: Friedenskirche
15 bis 18 Uhr: St. Johannis – Kulturkirche Altona

Ostersonntag, 4. April

10 bis 12 Uhr: Friedenskirche
13 bis 18 Uhr: St. Johannis – Kulturkirche Altona

[Foto: Gelgas Airlangga]

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