Segelreise nach Holland

Am 14. Oktober um halb neun machten wir uns, 28 mehr oder weniger wache Jugendliche im Alter von 15 bis 23 Jahren, auf den Weg nach Kampen an der Ijssel in Holland, um eine Woche lang auf der „Avendrood“, einem großen Zweimastsegelschiff, zu leben und zu segeln.

Nach fünf Stunden Busfahrt, auf der die einen noch einmal etwas Schlaf nachholten und die anderen schon hellwach und energiegeladen für Unterhaltung sorgten, kamen wir mittags in Kampen an. Dort wurden wir sehr freundlich von unserem Skipper Rob und unserer Mart Kamilla empfangen. Bei strahlendem Sonnenschein starteten wir mit dem Verladen unseres Gepäcks auf das im Jahr 1900 gebaute Schiff. Es hat 30 Schlafplätze in zehn Kabinen und drei Duschen, ist also komfortabel ausgestattet.

Nach dem ersten Mal Ablegen gab es von Kamilla eine kurze Einführungsrunde, in der sie uns ein paar wichtige Begriffe erklärte, die uns die Woche über noch oft begegnen sollten. Danach hatten wir Zeit, das Wetter und die Aussicht zu genießen. Im Dunkeln legten wir in Urk an. Dort gab es ein kleines Problem, denn die Kochgruppe für diesen Abend wollte Pfannkuchen machen, hatte aber nur zwölf Eier. Das Einkaufen weckte übrigens in jedem von uns eine kreative Ader, denn wir mussten Einkäufe für 30 Personen über Strecken von manchmal mehr als drei Kilometern transportieren. So funktionierten wir zum Beispiel IKEA-Buggys mit Körben und Band zu einem Fahrradanhänger um. Wir können voller Stolz behaupten, dass jeden Abend alle satt geworden sind.

Nach dem Essen feierten wir immer eine Andacht, und um 22 Uhr sollte es an Deck und im Hafen ruhig sein. Um diese Uhrzeit machten sich die ersten von uns auf ins Bett – schon am ersten Tag zeigte sich: Segeln macht hungrig und müde! Es gab natürlich auch einige Nachtschwärmer, doch die gönnten sich hin und wieder ein Mittagspäuschen, um ihr Schlafpensum wieder aufzufüllen.
Unsere Nachmittage verbrachten wir mit Segeln, Essen, gemeinsamem Singen, und wir ließen uns ein paar Knoten beibringen. Sonntag legten wir in Denoever an und spielten auf dem Deich Kennenlernspiele, die ziemlich lustig waren – ein paar interessierte Niederländer schauten zu und lachten mit uns. Danach erkundeten die einen den Strand und die anderen die Stadt. Zum Abendessen kamen wir wieder zusammen. Und das Abendprogramm danach gestaltete sich eigentlich immer von selbst. Oft wurde die SingStar aufgebaut – ein Karaoke-Spiel auf der PlayStation, wo man bekannte Songs mitsingt. Die nicht so singfreudig waren, spielten Spiele oder gingen auf Erkundungstour.

Montag segelten wir nach Texel. Wir kamen gegen Mittag dort an und hatten so genug Zeit, Fahrräder zu mieten. Bei unfassbaren 26 Grad und strahlendem Sonnenschein fuhren die einen zum Strand und badeten und die anderen machten eine Radtour. Am nächsten Tag gab es einen deutlich stärkeren Wellengang bei einer Windstärke von 5 bis 6. Dabei stellten einige Leute fest, wie unvorteilhaft es sein kann, bei solch einem Wellengang unter der Dusche zu stehen. Ein paar Teller und der Gewürzkoffer flogen durch die Küche, doch alles blieb heil (auch die Teilnehmer unter der Dusche). Abends legten wir in Medenblick an.

Am nächsten Tag war etwas Besonderes geplant. Wir segelten zu einer Insel, auf der niemand war, außer uns und noch einer anderen Segelgruppe. Wir erlebten einen wunderschönen Nachmittag. Die Mutigen gingen nochmal schwimmen und andere liehen sich von unserem Skipper eine Angel. Tatsächlich schaffte es einer, einen Fisch zu angeln. Er wurde heldenhaft erlegt und ausgenommen und landete beim Abendessen neben Fleisch und Gemüse auf dem Grill.

Am Freitag morgen musste das Deck geschrubbt, Sachen gepackt und die Küche aufgeräumt werden. Wir segelten noch zwei Stunden und beendeten unsere Fahrt wieder in Kampen. Unser Schiff machte in vierter Reihe fest, so dass wir unser Gepäck beim Ausladen über drei andere Boote rüber transportieren mussten, doch das war kein Problem, die Gruppe funktionierte und wir bildeten eine Kette, so war die Arbeit schnell erledigt. Wir verabschiedeten uns von Skipper und Mart und machten uns auf nach Hamburg. Auf der Rückfahrt gerieten wir in einen Stau, doch mit lauter Musik und viel guter Laune kamen wir unbeschadet durch. Tolle Reise, und schön, wieder zuhause zu sein!

Emma

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