Camp vor St. Johannis - Kulturkirche Altona

Hamburg, 10. Juli 2017

Am Dienstag, den 4. Juli hat gegen Mittag eine Gruppe aus dem Wendland auf dem Gelände vor St. Johannis in Altona begonnen, ein Camp zu errichten.

Dem war ein Gespräch mit Pastor Michael Schirmer vorausgegangen, in dem die Gruppe nicht zur Errichtung eines Camps auf das Kirchengelände eingeladen worden ist, aber auch signalisiert wurde, dass die Gemeinde sie nicht des Platzes verweisen werde.

Anfänglich waren ca. 20 Zelte mit um die 40 Personen auf dem Gelände. Bis zum gestrigen Sonntag sind in ca. 60 Zelten bis zu 150 Personen pro Nacht bei der Kirche untergekommen.

Die Gemeinde hat diese Duldung mit zwei Argumenten begründet: Als am Dienstag sogar genehmigte Camps dann doch nicht zu Stande gekommen sind, waren zahlreiche auswärtige Demonstrant*innen ohne Übernachtungsmöglichkeit. Wir haben eine Gelegenheit geschaffen, dass Menschen von ihren demokratischen Rechten auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit auch tatsächlich Gebrauch machen konnten. Und wir sind der Überzeugung, dass ausgeschlafene Demonstrant*innen besonnener handeln, als übernächtigte.

Die Kirchengemeinde stand jederzeit in Kontakt mit den Organisator*innen des Camps. Die Verabredung, dass von dem Camp ausschließlich friedlicher Protest ausgeht, ist aus unserer Sicht und nach den uns zur Verfügung stehenden Informationen eingehalten worden. Aus dem Quartier gab es eine breite Zustimmung für diese Aktion und auch vielfältige private Unterstützung für das Camp: Lebensmittel, finanzielle Hilfe, Duschmöglichkeiten.

Als am Donnerstag die Route des neu formierte Demonstrationszuges auf der Max-Brauer-Allee auch an der Kirche vorbei, wurde der Zug durch einfahrende Mannschaftswagen und weitere Einsatzkräfte der Polizei gestoppt. An der Sternbrücke war ein Wasserwerfer stationiert. Wir standen mit einigen Gemeindemitgliedern in unmittelbarer Nähe und waren  froh und erleichtert, dass dieser kritische Moment, in dem die Verunsicherung vieler deutlich zu spüren war, nicht zu einer Eskalation geführt hat.
Am Freitag ist, wie geplant, die Segnung eines homosexuellen Paares in St. Johannis gefeiert worden. In der Friedenskirche und in der Kirche der Stille wurden Friedensgebete gehalten, am gestrigen Gottesdienst haben sich in der Friedenskirche auch sechs Camper beteiligt.

Rückblickend sind wir der Auffassung, dass wir das Richtige getan und mit unserem Einsatz dazu beigetragen haben, dass auch ein Protest, dem es um inhaltliche Positionen ging und friedlich durchgeführt wurde, stattfinden und in der öffentlichen Wahrnehmung zur Geltung kommen konnte, auch, wenn die Berichterstattung über den G 20 Gipfel nun von anderen Eindrücken überlagert wird.

Pastor Michael Schirmer.

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