Dorcas - Weg zu Würde und Stärke

01.06.2014

Alle, die aus dem Bus steigen, werden von einem Kind umarmt und bekommen eine selbst gestaltete Postkarte geschenkt. Die Nähe ist sofort handgreiflich. Auf unserer Brasilienreise lernten wir, das Kammer-Orchester St. Pauli und der Chor der Friedenskirche Altona, das Sozialprojekt Dorcas kennen.

Dorcas, bei uns bekannter unter dem Namen Tabita, war eine Jüngerin, die Petrus auferweckte (Apg. 9, 36-43). Das Projekt arbeitet in einer Favela nahe Curitiba, der Hauptstadt der Provinz Paraná. Hier werden rund 80 Kinder betreut. Sie erhalten nach der Schule Verpflegung, Hausarbeiten-Unterstützung, Freizeitangebote – vor allem aber Musikunterricht auf hohem Niveau. Das Projekt wird von Mitarbeitenden und Studierenden der Hochschule für Musik in Curitiba personell und konzeptionell betreut.

Wir verbringen einen Tag mit den Kindern, essen gemeinsam, spielen Fußball, und es gibt kein Halten, als Udo spontan seine Geige rausholt und die Kinder zum Tanzen animiert. Sie zeigen den deutschen Gästen, dass eine Favela auch ein Zuhause ist, und nach diesem Spaziergang wird für das drei Tage später stattfindende Konzert geprobt. Gäste wie Kinder staunen übereinander und freuen sich aneinander. Es ist eindrücklich zu erleben, wie die Musik verbindet, und dass das Wissen um eigenes Können und eigene Stärke den Kindern Würde und Selbstvertrauen vermittelt.

Wir erfahren, dass es für den Musikunterricht derzeit keine staatlichen Fördermittel gibt. Es fehlen monatlich 1.100 Euro. Spontan kreisen in allen drei Bussen Spendentüten, und wir können so den Unterricht bis Mai 2014 sichern. Die Musiker und Sänger rufen eine Projektgruppe ins Leben. Die ersten konkreten Ideen: Wenn jemand Fremdwährung zuhause hat, kann er die jeden Sonntag in die Kollekte tun, wir sammeln das Geld raus und leiten es nach Brasilien weiter. Der Erlös aus dem Konzert am 25. Mai 2014 in der St. Johanniskirche Altona soll ebenfalls gespendet werden; und wir wollen unsere Konfirmanden gewinnen, die Konfirmationskollekte dem Projekt zu widmen.

Die Kirche platzt aus allen Nähten, als wir das mit den Kindern Geprobte in der evangelischen Kirche von Curitiba aufführen. Das Publikum ist begeistert. An diesem Abend ist spürbar, dass Musik eine gemeinsame Sprache ist. Wir verabschieden uns mit dem festen Vorsatz, es zu schaffen: Den Dorcas-Kids soll die Möglichkeit erhalten bleiben, diese weltverbindende Sprache zu erlernen.

Text: Regina Hansen und Torsten Morche. Fotos: Annette Reimers-Avenarius und Heiko Lentz

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