headder gemeinde

Glaubensfreiheit

28.10.2020

Gegeben und gefordert – seit 1601
Das Altonaer Museum zeigt von 30. Oktober 2020 bis 21. Juni 2021 die Geschichte des Glaubens in Altona

Von Heike Linde-Lembke

Die Freiheit zu glauben, was wir wollen – oder auch gar nicht zu glauben – ist als Religionsfreiheit im Grundgesetz verankert und gilt als wesentliches Menschenrecht. Denn sie erlaubt jedem Menschen, die persönliche individuelle Glaubensüberzeugung in Form einer Religion oder Weltanschauung frei und öffentlich zu leben.

Trotzdem muss im Alltag, in Gesellschaft und Politik, in Schule, Hochschule und an der Universität, im Beruf und in der Lehre und auch und gerade in der Kultur noch immer um diese Freiheit gerungen werden, beispielsweise in der Architektur oder auch bei Bestattungen, eine besondere Hochkultur, die aber sukzessive in Vergessenheit geraten zu scheint.

Mit der neuen Sonderausstellung „Glaubensfreiheit“ bietet das Altonaer Museum vor dem besonderen Hintergrund der Geschichte Altonas eine Diskussion an über die Geschichte und Gegenwart errungener und gewährter, gegebener und geforderter Freiheiten in Glaubensfragen. Denn Glaubensfreiheit hat in Altona seit 1601 Tradition. Die selbstständige Stadt Altona setzte schon Ende des 16. Jahrhunderts einen Kontrapunkt zur benachbarten Hansestadt Hamburg, die nur den lutherischen Glauben zuließ.

Juden, Katholiken, Reformierte und Mennoniten erhielten bereits damals in Altona das Recht, ihren Glauben zu leben, auch wenn sie dieses immer wieder mit den Landesherren aushandeln mussten. Die beiden Straßen Große Freiheit und Kleine Freiheit, die bis 1938 zu Altona gehörten, erinnern mit ihren Namen bis heute an diese Geschichte.

Die heutige Hamburger Stadtgesellschaft ist zunehmend säkular, gleichzeitig aber religiös sehr vielfältig. Ab den 1950er-Jahren wird diese Vielfalt in der Stadt mit Synagogen, Bethäusern, Kirchen, Moscheen und buddhistischen Tempeln sichtbar. Bundesweit einzigartig ist das Projekt „Religionsunterricht für alle“, wie es an den Hamburger Schulen unterrichtet wird. Schülerinnen und Schüler verschiedener Glaubenszugehörigkeiten lernen gemeinsam unterschiedliche Religionen kennen.

Der interreligiöse Dialog wird gerade in Hamburg besonders intensiv gepflegt, dennoch ist die im Alltag gelebte Glaubensfreiheit immer wieder ein Thema. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht deshalb die Frage nach der Rolle und nach den Herausforderungen von im gesellschaftlichen Miteinander gelebter Glaubensfreiheit. In mehr als 50 Video-Interviews berichten Hamburgerinnen und Hamburger in der Ausstellung über ihren Glauben und die Bedeutung der Glaubensfreiheit in ihrem persönlichen Alltag.

Die Sonderausstellung spannt einen thematisch weiten Bogen vom ausgehenden 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart und zeigt Entwicklungen und Fragen rund um dieses viel diskutierte Grundrecht. Die Themenbereiche reichen historisch von der Glaubensfreiheit als Altonaer Standortvorteil und den mit verschiedenen Glaubensgemeinschaften verbundenen wirtschaftlichen Netzwerken im 17. und 18. Jahrhundert über den in der Zeit der Aufklärung erstarkenden Ruf nach religiöser Toleranz und den Antisemitismus im 19. Jahrhundert bis zur Rolle der Religion im NS-Staat.

Mit dem Grundgesetz und der gesellschaftlichen Entwicklung ab den 1950er-Jahren richtet die Ausstellung den Blick auf ganz Hamburg. Die Etablierung neuer Gemeinden und die Veränderung von Gemeinden durch Zuwanderung, der Einrichtung von Glaubensorten und Friedhöfen sind ebenso Thema wie der interreligiöse Dialog, die Akademie der Weltreligionen, die Hamburger Staatsverträge und der „Religionsunterricht für alle“. Viele Zeitzeugen kommentieren in Video-Interviews diese jüngste Geschichte. Mit den vielen persönlichen Aussagen möchte die Ausstellung zum Gespräch über die Freiheit des Glaubens einladen. Bei der Im Veranstaltung sind in der Ausstellung Tischgespräche mit den verschiedenen Gemeinden geplant und ebenso Exkursionen zu unterschiedlichen Glaubensorten.

Veranstaltungen zur Ausstellung „Glaubensfreiheit - Gegeben und gefordert seit 1601“ im Altonaer Museum: Die Reihe der Rundgänge mit Dr. Susanne Geese startet am 15. November mit dem jüdischen Leben im Hamburger Grindelviertel und wird 2021 zu unterschiedlichen Themen an verschiedenen Orten fortgeführt. Dabei werden Aspekte wie die verschiedenen architektonischen Formen der Gebäude, die Umwidmung von Sakralbauten als auch die Gestaltung des religiösen Lebens in historischer und aktueller Bedeutung thematisiert. Die Gebühr für einen 1,5-stündigen Rundgang beträgt pro Person €10,00, für einen 2-stündigen Rundgang pro Person €12,00.

Anmeldung

per E-Mail unter:
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

oder per Post an:
Geschäftsstelle der Freunde des Altonaer Museums
Museumstr. 23
22765 Hamburg

Rundgang 1: Das jüdische Leben im Hamburger Grindelviertel, Sonntag, 15. November,14 Uhr, Dauer zirka 1,5 Stunden, Treffpunkt vor dem Logenhaus, Moorweidenstraße 36, Hamburg. Anmeldeschluss ist am 1. November. Das Grindelviertel war bis in die 1930er-Jahre das jüdische Zentrum Hamburgs. Auf dem Spaziergang durch das Viertel werden Orte besichtigt, an denen sich die Geschichte der Hamburger Juden seit dem 19. Jahrhundert offenbart. Auch die Entwicklungen der letzten Jahre, in denen das jüdische Leben mit der Talmud-Tora-Schule oder dem Café Leonar in das Viertel zurückgekehrt ist und die aktuelle Diskussion, die große Synagoge am Bornplatz wieder aufzubauen, sind Themen des Rundgangs.

Rundgang 2: Geschichte und Leben der jüdischen Gemeinde in der Neustadt, Sonntag, 14. März, 14 Uhr, Dauer zirka 1,5 Stunden. Treffpunkt vor der Laeiszhalle, Johannes-Brahms-Platz. Anmeldeschluss 28. Februar 2021.

Die Ausstellung ist vom 30. Oktober bis 21. Juni in Altonaer Museum, Museumstraße 23, zu sehen. Eintritt €12,50. Öffnungszeiten sonnabends und sonntags 10:00 bis 18:00 Uhr, montags, mittwochs und freitags 10:00 bis 17:00 Uhr.
Weitere Inforationen unter shmh.de/de/ausstellungen/glaubensfreiheit

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